Anke Georges für VVN-BdA Dortmund

Trauerrede für Willi Hoffmeister


 

Liebe Hanne, liebe Erika Ernstmeier, liebe Angehörige, liebe Trauergäste,


 

Ich bin z. Z.die Vorsitzende der VVN Dortmund.


 

Willi ist für mich ein großer, kantiger Mann gewesen, mit verschmitztem Gesicht, bemüht gut zu hören, stets in Diskussionen mit allen möglichen Menschen… ein Kommunist, der natürlich und selbstverständlich gegen Krieg - für Frieden, gegen Nazis – für Menschlichkeit einstand und beharrlich arbeitete und kämpfte, sich selbst nie in den Mittelpunkt stellte sondern die Sache - das Ziel – den Mensch!

So war er – logisch: Friedenskämpfer – Antifaschist – Kommunist - Mensch!

So sah ich ihn jeden Karfreitag am Friedensstand für den Ostermarsch in der Bittermark …. ein Auto voll Klamotten …. Fahnen, Transparente, Flugblätter, immer in Gesprächen ...

So sah ich ihn in Stukenbrock .… auch noch im letzten Jahr, obwohl es ihm sichtlich schwer gefallen ist.

So sah ich Willi bei unserer Videokonferenz der VVN – zuletzt.


 

Meine gemeinsame Zeit der politischen Arbeit mit Willi war nicht so lang …. Ein langer Freund und Mitstreiter aus der VVN ist Ulli Sander. Viele Gedanken und Aussagen in meiner Rede sind von Ulli.

Ulli Sander hat seinen damals 86-jährigen Genossen und Freund Willi Hoffmeister so charakterisiert: „Willi ist ein beharrlicher Kämpfer, mehr still aber sehr bestimmt. Er ist bescheiden im Sinn von zurückhaltend, nie von Anpassung. Immer hilfsbereit. Er liebt die Natur, sein Garten ist ihm sehr wichtig. Er war immer sein Rückzugsort.“

„Willi und sein Garten“ wäre ein ganzes Buch: Treffpunkt – Diskussionen – Ernte – Streikvorbereitungen & Auswertung - Einkochen - Essen & Trinken – Feiern - ein Stück politische Landwirtschaft!


 

Willi hat die Schrecken des Krieges noch erlebt. Sein von ihm verehrter Onkel Franz Urbanski kam nach elfjähriger Haft aus dem KZ zurück. Er gab Willi mit auf den Weg: „Junge, tu alles, damit es nie wieder zu Faschismus und Krieg kommt!“ „Das“, sagte Willi, „hat mich mein Leben lang geleitet.“


 

1951 kam Willi nach Dortmund - diese Stadt wurde sein Lebensmittelpunkt.

Der Kommunist Willi Hoffmeister. Er wusste vieles besser und hatte häufig recht, aber er war alles andere als ein Besserwisser oder Rechthaber. Willis feste Überzeugung war: Die arbeitenden Menschen müssen gemeinsam handeln, wenn es um den Frieden geht – gegen den kalten und heißen Krieg, die Wiederaufrüstung und die Wiederkehr der alten und neuen Nazis. „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“

Für Willi hieß das: immer wieder Brücken bauen, das Gespräch suchen, die Gemeinsamkeit stärken. Mit unermüdlicher Hartnäckigkeit und unendlicher Geduld.


 

Mitten in der legendären „Herzkammer der Sozialdemokratie“ in Dortmund hatte Willi wahrlich kein Heimspiel. Doch er ließ sich weder vereinnahmen noch ausgrenzen. Er hat sich mit seiner freundlichen Unbeugsamkeit einen Respekt erarbeitet, gegen den kein antikommunistischer Spaltpilz gewachsen war.


 

Die wachsende Neonaziszene seiner Stadt Dortmund hat Willi sehr bewegt.

Am 06.09.2008 wurde die „Aktion 65 plus“ von ihm mitgegründet.

Wenn dann heute die Stadt Dortmund die Neonaziszene nicht mehr verleugnet, verschweigt oder verharmlost, dann ist das auch dem VVN-Kameraden Willi Hoffmeister zu verdanken. Er hat von Anfang an die Gewerkschafts- und Friedensarbeit mit dem antifaschistischen Kampf verbunden. So war er auch ganz selbstverständlich 1985 bei der Hoeschianer- Aktion gegen die Nazipartei FAP dabei, die in der Schlosserstraße, nahe der Westfalenhütte, ein Zentrum eröffnen wollte. Die Arbeiter legten die Arbeit nieder, zogen in die Schlosserstraße und besetzten sie, bis die Nazis abzogen.

Ostern 2000 fand ein Nazitreffen in der Gaststätte „Schützeneck“ im Dortmunder Norden statt. Willi Hoffmeister hat sofort dagegen gehalten. Nach dem Ostermarsch ging man unter seiner Führung auf die Straße – und das Schützeneck wurde geschlossen. Auch das mittlerweile über 20 Jahre aktive Dortmunder „Bündnis gegen Rechts“ wurde von Willi mitbegründet.


 

„Er hat“, wie es auf der Homepage des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache/Internationales Rombergpark-Komitee steht, „ein Leben lang gekämpft: für ein anderes, ein besseres Deutschland, für ein Land ohne Rüstung und Militär, ein Land, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht das Kapital.“

Das Land, für das Willi sein Leben lang gekämpft hat, ist nicht das Land, das der unter dem Decknamen „Verfassungsschutz“ operierende Inlandsgeheimdienst vorschreibt. Es ist das Land, das die bis heute gültige und mit der Beteiligung der Kommunisten zustande gekommene Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen vorschreibt. Auch das Grundgesetz geht ausdrücklich von der Würde des Menschen und nicht des Kapitals aus.

Willi Hoffmeister hat sich um die Bundesrepublik Deutschland im eigentlichen Sinne des Grundgesetzes verdient gemacht. Das lässt sich guten Gewissens nicht von allen Trägerinnen und Trägern des Bundesverdienstkreuzes sagen – wohl aber von Willi Hoffmeister – ohne jede Einschränkung. „Rechtsstaat“ kommt von Recht und nicht von rechts! Das dürfen wir uns niemals ausreden lassen!


 

„Junge, tu alles, damit es nie wieder zu Faschismus und Krieg kommt!“ Willi hat alles getan, was er konnte. Sein Leben spricht für sich. Es sagt uns: „Jüngere, tut alles, gegen Faschismus und Krieg!“

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