Ula Richter
Begrüßung in der Veranstaltung "Niemals vergessen!"
am 8. Mai 2023 im Taranta Babu
Guten Abend,
ich begrüße Sie/Euch im Namen des Bündnis Dortmund gegen Rechts zu einem Nachdenkabend an diesem 8. Mai, an dem 1945 Europa und die Welt von Faschismus und Krieg befreit wurden. Es gibt viel zum Nachdenken an diesem historischem Tag, wie sich die Welt seither entwickelt hat und was geworden ist aus dem „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“.
Wir leben heute in brandgefährlichen Zeiten, in denen das Denken, das Nachdenken, so dringend nötig wäre; z.B. wie die Welt aus der tödlichen Spirale des Krieges, aus der Bedrohung von Umwelt und Klima herausfinden kann. Aber Nachdenken ist aus der Mode gekommen und das Kriegsgeschrei unserer Regierenden übertönt jede Vernunft. Die Nachdenklichen werden beschimpft und ausgelacht.
Aber wenn der chinesische und der brasilianische Präsident und viele Andere über den Weg zum Frieden nachdenken und der Papst von, so wörtlich „pubertärer Kriegstreiberei“ spricht, die gestoppt werden muss, können wir doch hoffen, dass die Welt und alles Leben auf ihr, noch einmal davon kommen. Wir als Friedensbewegung wollen unseren Teil dazu tun.
Unser Nachdenkabend ist dem großen Berthold Brecht und seiner Kriegsfibel gewidmet. Auch er war einer der viel nachgedacht hat und als Ergebnis auch vordenken konnte, für eine Welt des Friedens und der Soliidarität. Als er 1917 sein Notabitur machte, ging der 1. Weltkrieg zu Ende, dessen Gräuel tiefe Spuren bei ihm hinterließ. Das unbeschreibliche menschliche Elend derer, die diesen Krieg überlebt hatten, machten ihn zum Kriegsgegner und er stellte sich früh an die Seite der von Krieg und Kapital Ausgebeuteten.
Die großen Erfolge, die seine Theaterstücke bald auf den prominentesten Bühnen in ganz Deutschland erringen, nehmen ein jähes Ende, als den Nazis die Macht übertragen wird. Seine Werke landen auf dem Scheiterhaufen der Hitlerfaschisten „wider den undeutschen Geist und gegen das bolschewistische Judentum“. Brecht, Helene Weigel und weitere Mitarbeiterinnnen werden zu Flüchtlingen, erst durch die Länder Europas, dann in die USA. Immer auf der Flucht, immer auf gepackten Koffern, arbeitet Brecht unermüdlich weiter und seine Stücke werden auf den Bühnen der Welt gefeiert. Die Faschisten konnten ihn und sein Werk nicht zerstören.
Nach ersten erfolgreichen Jahren in den USA nahm im Kalten Krieg der Antikommunismus zu. B.B. wurde vom FBI überwacht und vor den „Ausschuß für unamerikanische Umtriebe“ gezerrt. Daraufhin verließen Brecht und die Seinen das Land von „freedom and democracy“, kehrten nach Deutschland zurück und fanden schließlich im damaligen Berlin (Ost), mit einem eigenen Theater und dem Berliner Ensemble, eine großartige, neue Arbeits- und Wirkungsstätte.
Wir bleiben aber heute Abend bei seinem dänischen Exil und in dem Fischerhaus in Svendborg, in dem sich Brecht eine Arbeitsstätte eingerichtet hatte. Von hier aus beobachtete er das Kriegsgeschehen, in dem er aus der internationalen Presse Fotos über die Verbrechen dieses Krieges sammelte und mit kurzen Gedichten kommentierte. Dieses einmalige Antikriegsdokument wollen wir nun vorstellen. Wir meinen, dass es das Nachdenken fördern kann.
Es tragen vor und spielen: Andreas Weißert, Volker Töbel und Peter Sturm.
Ula*
* Die Begrüßung hielt Dagmar Stüber für die erkrankte Ula