Rede von Helmut Szymanski
bei der Mahnwache des Friedensforums Dortmund am 26. April 2023
Hallo, guten Tag
Ich bin Helmut Szymanski, mache im Bündnis GiG Löhne und Sozialleistungen rauf, Preise runter mit und bedanke mich für die Einladung, hier auf dieser Kundgebung zu Ihnen zu sprechen.
Auf den ersten Blick außergewöhnlich, wie es scheint, denn wir setzen uns ein für:
– Deutliche Erhöhung der Reallöhne!
– Armutsfester Mindestlohn, armutsfeste Grundsicherungsleistungen!
– abschöpfen der Krisengewinne– Höhere Besteuerung von Gewinnen und Vermögen!
_ Einführung der Finanztransaktionssteuer
– Wiedereinführung des 9 Euro Tickets
– gegen Strom- oder Gassperren!
– gegen Zwangsräumungen!
– gegen Preiserhöhungen bei kommunalen Leistungen!
– und fordern 100 Mrd. Sondervermögen für Klimaschutz und Soziales!
Was hat das mit Frieden zu tun?
Ich bin selbst gespannt, wie sich hier der Bogen schließt
Freitag, 25. FebruarFriedensplatz rund 4000 Menschen. Soldarität mit der Ukraine! Auch die evagelische wie die katholische Kirche, AWO, DGB teilte den Aufruf.
Es tut mir in der Seele weh, wie die auf der Kundgebung gerufen haben, wir werden siegen, wir müssen gewinnen.
Das hat mich sehr traurig gemacht, dies von den Menschen zu hören, die vorm Krieg geflohen sind, hier in der Fremde leben, Angehörige noch in der Ukraine wissen, oftmals Eltern, kinder um die sie bangen und nach denen sie sich sehnen, den eigenen Mann, der dort kämpft, alle deren Leben ständig vom Tod bedroht ist.
Ich konnte und kann sie verstehen und ihre Sehnsucht, dass alles wieder in Ordnung kommt, dass alles wieder wird wie früher, und das Leben wieder so weitergeht, wie es vorher auch war
Nur dass es nicht mehr so ist, nicht nur die Häuser sind zerbombt, Straßen zerstört, Angehörige, Nachbarn, Freunde gestorben, die Natur verwüstet
Menschen aus der Ukraine, die hier in der Unsicherheit leben, wie wird es werden, doch wieder zurück, oder lieber hierbleiben, hier neu starten, in der Fremde, mit fremder Sprache, fremden Regeln, Gesetze, Gebräuche und Menschen, die Fremden nicht immer wohlgesonnen sind, Zugereiste als Konkurrenz, Bedrohung ihres eigenen Existenzkampfes in Armut empfinden.
Und zu den Armen gehören Sie, die Geflüchteten, auch, jetzt vom Bürgergeld lebend (und damit gegenüber anderen Geflüchteten in privilegierter Situation) und zumindest in der gegenwärtigen Generation mit der Perspektive, in schlecht bezahlten Arbeitsstellen arbeiten zu müssen.
Ich hätte ihnen am liebsten gesagt, dass in der ganzen Menschheitsgeschichte, die armen Menschen, die gekämpft haben, immer verloren haben. Keiner der Kämpfenden hat je gewonnen. Sie haben alle immer – und immer wieder – verloren.
Ihr Haus verloren, das zerbombt wurde,
ihre Heimat verloren, aus der sie wegziehen mussten
ihre Identität verloren unter fremder Herrschaft
Ihre Familie, ihre Freunde, Nachbarn verloren
Ihre Gesundheit verloren
Und viele auch ihr Leben.
Trotz all diesem, immer wieder Krieg.
Haben wir denn nie etwas gelernt aus all diesen schrecklichen Erfahrungen?
Ich sehe den Grund darin, dass uns immer wieder medienpädagogisch sehr wirksam ein Feind vorgeführt wird, gerne personifiziert auf eine Person, derzeit (Putin), selten auf eine Struktur bezogen(Kommunismus) und schon gar nicht bezogen auf Handeln der eigenen politischen Vertreter und deren Verbündeten (Osterweiterung der Nato).
Der Grund dafür ist, dass
Es immer wieder welchegab , und es gibt sie heute ebenso, die am Krieg gewinnen, die die Gewinner eines Krieges sind
, Banken Geldanleger
Rüstungskonzerne
Und mit ihr, die Fahrzeugindustrie, die Elektronikfirmen um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Und es werden andere noch ganz anders gewinnen:
Ukraine ist nicht nur die Kornkammer per se, sondern auch reich an…
Titan (Titandioxid) |
Kaolin |
Mangan |
Eisenerze |
Zirkon (Zirconium) |
Graphit |
Gips und Anhydrit |
Salz |
Kokskohle |
Bentonit |
Erdgas (Mio. cbm) |
Kesselkohle |
Erdöl |
Das sind Bodenschätze, die es den Ausbeutern so attraktiv machen, andere darum kämpfen zu lassen, damit sie ihren Profit machen können
Nicht nur dies – sondern in der Ukraine gibt des das nach wie vor begehrte URAN
Glaube doch bitte niemand, dass welches Land auch immer die Herrschaft in der Ukraine ausübt, dieses Uran nicht ausbeuten wird. Gleich, ob dann damit Atomkraftwerke betrieben werden, mit welcher Erblast für die nächsten 33.000 Generationen auch immer, oder Atombomben baut, mit noch viel schlimmeren Folgen, wie Tschernobil uns deutlich gezeigt hat.
Gleich wer, wer immer in der Ukraine die Macht hat, wird sagen, wir haben hier so viel investiert, ob Panzer, Flugzeuge, Raketen, Bomber, Munition oder Soldaten, dass sie sich das Recht auf diese Bodenschätze nehmen– und auf das Getreide, das in der Ukraine so gut wächst. Die Bauern, die es anbauen und ernten,
Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die die Bodenschätze aus der Erde holen, sind nicht die Gewinner, sind nicht die Profiteure, das sind andere!
Die Arbeiter, die die Häuser und Fabriken in der Ukraine wieder aufbauen werden, ebenfalls nicht .. das sind die, die dort ihr Geld investieren werden
Genauso wie die Arbeiter die dann dort arbeiten werden …
Das ist dort genauso wie hier. Ob in den Rüstungskonzernen, oder anderswo in der Metallbranche, das einfache Volk hat das Nachsehen
Die Tarifabschlüsse der IGM, der BCE, der Post zeigen es uns
Die Tarifabschlüsse liegen alle unter der Inflation.
Je weniger Lohn die Menschen für ihre Arbeit bekommen, um so stärker schlägt die Inflation für SIE zu.. Lebensmittel sind übers Jahr 22 % teurer geworden,
Die Aldi – Brüder sind mit 19,2 Mrd. Euro und 26 Mrd. Euro und
Der Lidl Besitzer Dieter Schwarz mit 36 Mrd. Euro sind mit die reichsten Menschen in Deutschland
Strom ist übers Jahr um 43,9%. Teurer geworden
An der Strombörse bestimmt der Erzeugerpreis für die teuerste Energiequelle den Gesamtpreis für die Stromerzeugung. Dadurch kommt es regelmäßig und auch in der derzeitigen Krise zu großen Gewinnen bzw. Übergewinnen bei den Erzeugern.
Wohnungsmieten sind überproportional gestiegen sie machen inzwischen fast 30% der privaten Ausgaben aus.
16% der Bevölkerung muss 40% des Nettoeinkommens für Miete aufwenden
Mit unserer Forderung Löhne und Sozialleistungen rauf, Preise runter
setzen wir uns im Bündnis GiG für soziale Gerechtigkeit ein
Eine unserer Forderungen ist 100 Milliarden für Klimaschutz und soziales auszugeben anstatt für Rüstung . Gute Idee was? Und ein Anfang!
Liebe Menschen hier auf der Kundgebung, liebe Arbeiterinnen und Arbeiter, liebe Bürgergeldlerinnen,
das mit dem Gewinnen bzw. mit den Gewinnen, das geht so nicht wie vielfach gedacht, das muss anders gehen, Leute geht auf die Straße, setzt euch für Frieden, Abrüstung, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit ein, kommt zu den Kundgebungen, kommt zum 1. Mai zum Tag der Arbeit in den Westfalenpark
und unterstützt die Streikenden, die für gerechten Kohn kämpfen, die Kämpfen damit auch für meine Rentenerhöhung und für höheres Bürgergeld
Ich komme jetzt zum Schluss
Ich glaube ich weiß jetzt warum ich nicht hier in der Friedensbewegung mitmache.
Dieser Krieg in der Ukraine ist im Grunde genommen weit von meinem Alltag entfernt – obwohl er durch die Medien – aber auch durch diese Kundgebung hier – deutlich näher an mich herangetragen wird und mich deshalb auch mehr berührt als all die anderen Kriege, die derzeit überall auf der Welt stattfinden, z.T. mit deutschen Waffen, Soldaten, grausam und unmenschlich.
Und das ist für mich NOCH viel schwerer zu ertragen, als die soziale Ungerechtigkeit hier in Deutschland, gegen die ich inzwischen schon ein halbes Jahrhundert lang kämpfe.
Für mich ist diese Ungerechtigkeit des Krieges, über die ich hier gesprochen habe, NOCH viel schwerer zu ertragen, als die soziale Ungerechtigkeit hier in Deutschland, gegen die ich inzwischen schon ein halbes Jahrhundert lang kämpfe.
Ich bewundere eure Initiative und eure Tatkraft, mit der ihr hier steht und euch engagiert und bin mit euch solidarisch:
Friede den Hütten, Krieg den Palästen, wo auch immer und ohne Waffen!