Kommentar Anfang August 2022
„Waffenmesse“ zu Hause
Wir haben ein neues Fernseh-, Rundfunk- und Presseformat – jeden Abend sitzen „die Militärs“ dieser Welt vor dem Bildschirm, tagsüber vor dem Radio, morgens vor der Zeitung und fachsimpeln über Erfolge, Fehler, Feuerkraft und Effizienz der neuesten und der älteren Versionen aller Waffengattungen. Der Krieg in der Ukraine bietet erstmalig wieder Möglichkeiten, alles an militärischem Gerät in offener Feldschlacht auszuprobieren. Das Schlachtfeld ersetzt die langweilig gewordenen „Trockenübungen“ - in Echtzeit!
Und alle können dabei sein. Was man da zu sehen und zu hören bekommt – wahre Feuerwerke an „Wunderwaffen“, allesamt „game changer“! Die Waffen haben Preisschilder, wie man es aus der Werbung kennt. Es geht um Kauf und Verkauf, um Gewinne und Sektfrühstücke in der Rüstungsindustrie. Soldaten gibt es in der Ukraine offenbar im Überfluss. Und wenn gerade nicht, dann holen Milizen wie Asow Zivilisten mit vorgehaltener Waffe aus ihren Häusern, um sie zwangsweise zu rekrutieren wie im Mittelalter beim „Bauern legen“.
Das ist nur möglich, weil Menschen im Kriegsgeschäft nichts wert sind. Für Soldaten ist per Definition das soziale Tötungsverbot aufgehoben, nach Kurt Tucholsky sind sie „Mörder“. Militärische Mittel der Konfliktregelung sind schlicht Barbarei. Um dieses unser barbarisches Zeitalter zu beenden, bedürfte es der universellen Geltung des Tötungsverbots und der Anerkennung der physischen und psychischen Unverletzlichkeit als universelles Menschenrecht. Das Gegenteil wurde hier am lebenden Objekt vorbereitet und wird nun ruinös umgesetzt – bis zum letzten Ukrainer. Wer stoppt die mörderische „Waffenschau“ und fällt den Kriegsgewinnlern in den Arm?
Wolfgang Richter