Frank Wesberg

Rede am Mahnmal für die im Kampf gegen den Kapp-Putsch in Dortmund Gefallenen

Dortmund am 25. März 2023

 

Am 13. März 1920 rückte die konterrevolutionäre Marinebrigade Erhardt in Berlin ein und besetzte das Regierungsviertel.

An der Spitze der Putschisten – die auch an anderen Orten zuschlugen – standen der ostpreußische Landschaftsdirektor Kapp, Vorstandsmitglied der rechtskonservativen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank und der Befehlshaber des Reichswehrgruppenkommandos I, General Lüttwitz. Die Putschisten wurden von zahlreichen Generälen aus der kaiserlichen Armee unterstützt.

Mit dem Putsch sollte mit Waffengewalt die junge, bürgerlich-demokratische Republik beseitigt werden. Die Errungenschaften der Novemberrevolution von 1918 sollten geschleift und die revolutionäre Bewegung der Arbeitermassen sollte gestoppt werden.

Ziel war es, eine Militärdiktatur zu errichten, mit deren Hilfe die alte, kapitalistisch-junkerliche Militärordnung wieder hergestellt werden sollte.

Die Putschisten stützten sich auf weite Teile der Reichswehr, auf die Freikorps und auf die sogenannten „Einwohnerwehren“.

Die Reichsregierung wurde für abgesetzt und die Nationalversammlung für aufgelöst erklärt. Unter Kapp und Lüttwitz wurde ein Kabinett gebildet, dem ausschließlich Feinde der Republik und Militaristen angehörten. Gegen die Arbeiterklasse und anderen demokratischen Kräften gingen sie mit brutaler Gewalt vor.

Vielerorts traten die Arbeiter nach Bekanntwerden des Putsches spontan in den Streik. Aktionsausschüsse wurden gebildet, in denen Vertreter der Arbeiterparteien, der Gewerkschaften, Betriebsräte und Arbeitslosenausschüsse zusammenwirkten.

Bei den Streiks blieb es aber nicht. Schon in den ersten Tagen wurden vielfältige weitere Kampfmaßnahmen durchgeführt. In Bochum und Dortmund beispielsweise wurden die politischen Gefangenen befreit. Bereits in der Nacht zum 14. März entwaffneten dort revolutionäre Arbeiter Angehörige der Einwohnerwehr und der Sicherheitspolizei.

Gegen Putsch und Terror entwickelten sich massive Gegenkräfte zur Verteidigung der 1918 geschaffenen jungen Republik. Die Führungen der SPD, USPD, KPD, des ADGB und anderer riefen zum Generalstreik zur Verteidigung der Republik und der Arbeiterrechte auf.

Nach Meinungsverschiedenheiten in der Zentrale der KPD rief die KPD dann ebenfalls zum Generalstreik auf. So kam es zum ersten und bis heute einzigen Generalstreik in Deutschland.

Die KPD hatte seit Monaten immer wieder, zuletzt in der „Roten Fahne“ vom 12. März, vor Putschen größten Stils der erstarkten Reaktion gewarnt und überraschende Aktionen der militärischen Putschisten vorausgesagt. Sie standen überall in den Reihen der Kämpfenden, vielerorts – in der Regel gemeinsam mit linken USPD–Funktionären.

Der Generalstreik und die erfolgreichen, für die militärische Macht des Regimes – bedrohlichen bewaffneten Aktionen der Arbeiter führten nach 4 Tagen zum völligen Zusammenbruch des Putsches. Am 17. März mussten Kapp und Lüttwitz abtreten.

Im Verlaufe dieser Kämpfe fielen am 17. März in Dortmund 13 Arbeiter. 12 von ihnen wurden hier bestattet, am 20. März fand auf diesem Friedhof die Beerdigung statt.

Tausende von Menschen nahmen am Trauerzug teil.

In seiner Trauerrede betonte der damalige Vorsitzende der KPD Dortmund, Adolf Meinberg, die Wichtigkeit einer geeinten Arbeiterbewegung.

Ich zitiere: „Die Toten hier im Grabe gehören allen Parteirichtungen an. Der konterrevolutionäre Anschlag hat sie vereinigt, und wie sie jetzt vereinigt im Grabe liegen, so muss es unter allen Umständen bleiben, so muss das Proletariat zusammenstehen. ... Wer nicht will, dass Herrschaft und Unterdrückung, dass nicht Gewalt das ausschlaggebende Moment der Menschheit ist, der hat diese letzten begeisterten Kämpfe mit zu führen, der hat sich auf die Seite des revolutionären Proletariats zu stellen.“

Zitat Ende.

Nach diesem triumphalen Sieg der Arbeiterklasse war die reaktionäre militaristische Armee leider nicht zerschlagen, sondern wuchs zu einem extremen volksfeindlichen „Staat im Staate“ an, der zu einem immer einflussreicheren politischen Faktor wurde. Erst dieser Umstand machte den späteren Übergang zur faschistischen Diktatur möglich.

Die Vergangenheit lehrt uns:

  • Sie zeigt welche gewaltige Kraft, die Massen, insbesondere die Arbeiterklasse, entfalten kann, wenn sie in politischer Aktionseinheit handeln.
  • Sie beweist, welche scharfe, unverzichtbare Waffe der für die Verteidigung und Erweiterung ihrer politischen und sozialen Rechte kämpfenden Massen der politische Generalstreik ist.
  • Im Kapp-Putsch erwies sich die politische Rolle des Militärs im bürgerlichen Staat als Bollwerk der Reaktion und über der parlamentarischen Demokratie schwebendes Damoklesschwert.

und die Vergangenheit warnt uns:

  • lassen wir nicht zu, dass Kriegshetze und mediale Gleichschaltung die Oberhand gewinnen,
  • lassen wir nicht zu, dass eine feministische Aussenministerin ungestraft Russland den Krieg erklärt,
  • setzen wir uns zur Wehr gegen immer weitere Waffenlieferungen
  • setzen wir uns zur Wehr gegen die Verhöhnung und Bezeichnung der Friedensbewegung als naiv und Putin unterstützend.
  • setzen wir uns ein, dass endlich Verhandlungen geführt werden, welche den Krieg stoppen und letztendlich beenden können.

Aber es gibt Hoffnung:

Brasiliens Präsident Lula brachte Brasilien und China als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine ins Spiel.

Die Friedensinitiative aus Peking sorgt seit einem Monat für Hoffnungen in der Friedensbewegung und für Unruhe bei den Kriegstreibern der NATO. Die chinesische Regierung fordert nicht nur die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen, sondern auch die Beendigung der Feindseligkeiten, eine Abkehr von der Mentalität des Kalten Krieges, das Ende einseitiger Sanktionen und die Achtung der Souveränität aller Länder.

Der Tenor aus der bürgerlichen Politik und den großen Medien lehnt das allerdings kategorisch ab.

Bleiben wir wachsam und wehrhaft ..... und mahnen wir!

Am 17. März 1920 wurden bei den Straßenkämpfen gegen die Putschtruppen 13 Dortmunder Arbeiter erschossen. 12 von Ihnen wurden am 20. März hier auf dem Nordfriedhof beerdigt. Zwei von Ihnen wurden später umgebettet. Ihre Namen sind in der Gedenktafel eingraviert.

An sie denken wir heute und wiederholen das Versprechen:

Euer Werk wird vollendet werden.

Ich bedanke mich für eure Aufmersamkeit und schließe mit den Worten

Widerstand, seid Ihr dabei?

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