Gedenken am Nordmarkt
Hallo miteinander,
Ich glaube Wolfgang hat bereits den historischen Hintergrund des Nordmarktgedenkens sehr klug erklärt. Dementsprechend wissen wir jetzt warum heute und warum hier. Warum aber wir? Welche Relevanz hat das Thema für uns? Als Antifaschisten können wir diese Frage leicht beantworten: wir sind hier weil wir der Toten gedenken wollen und den heutigen Kampf gegen Nazis nicht von dem historischen Antifaschismus trennen können. Nun steht auf unserer Fahne allerdings Junge BAU – Warum sind wir als Gewerkschafter hier?
Zunächst einmal wollen wir das heutige Gedenken aus aktuellem Anlass erweitern. Unser Gedenken gilt nicht nur den Opfern des deutschen Faschismus sondern auch den 104 Toten die der nationalistische Terror in Ankara jüngst forderte. Auch dort lassen Staat und Polizei offensichtlichen Terroristen freie Hand. Auch dort muss man als fürchten, dass Friedens- oder Gewerkschaftsarbeit das Leben kostet. Auch dort ist die herrschende Partei bereit Gewaltakte hinzunehmen solange sie sich gegen innenpolitische Kontrahenten richtet. Wir verurteilen diese Entwicklungen scharf.
Aber zurück zum 16. Oktober: Als Gewerkschaftsjugend ist es unsere Aufgabe uns den Themen junger ArbeiterInnen zu widmen. Das schließt ein historisches Gedenken scheinbar erst einmal nicht ein. Und doch soll die „Schlacht am Nordmarkt“ uns nicht in Vergessenheit geraten. Denn sie zeigt uns allen, was blüht wenn wir den Rechten noch einmal die Gelegenheit geben, die Straße für sich zu beanspruchen.
„Arbeiter der Stirn, der Faust: Wählt den Frontsoldaten Hitler“ so liest sich ein Wahlplakat der NSDAP. Hier am Nordmarkt zeigte sich wie es die Nationalsozialisten mit dem Willen der ArbeiterInnen hielten. Als billiges Wahl- und Schuftvolk durften sie herhalten aber wehe sie formulierten ihren politischen Willen. Denn das hatten sie getan in der Nordstadt und waren dank des kommunistischen „Kampfbund gegen den Faschismus“ und dem sozialdemokratischen „Reichsbanner“ bereit diesen Willen zu verteidigen.
Dieses Streben konnten die Nazis gleich aus zweierlei Hinsicht nicht erdulden. Einerseits war es gefährlich sich einen solchen Hort des Widerstandes mit bester Anbindung an die Arbeiterschaft zu erlauben. Anderseits hatten die Nazis ihren Sponsoren aus der Industrie versprochen die Arbeiterbewegung zu zerschlagen. Und so ist es zu erklären, dass 1932 gleich 800 SA Leute in die Nordstadt einrückten um ihre Gegner aus dem Weg zu räumen. Einer der ersten Schritte nach der Machtergreifung der NSDAP war es die Gewerkschaften auszuschalten und ihre Aktiven ins KZ zu verfrachten.
Wir können uns sicher sein, es wäre heute nicht anders. Auch in diesen Tagen werben die Nazis erneut mit vermeintlich sozialen Forderungen und verkaufen sich als der Freund des Arbeiters. Sie basteln sich ein krudes Weltbild in dem unser Geld (was ist das überhaupt?) den anderen (was unterscheidet uns von denen?) in die Hände fällt. „Arbeit zuerst für Deutsche“ – so tönt es aus der NPD. Die Flüchtlingskrise kommt ihnen dabei wie gerufen, sie bietet ihnen die Bühne für ihr „Wir gegen die“ Theater. Dabei sind sie nicht die einzigen die diese Spaltung gerne hätten. Wenn der CDU Wirtschaftsrat fordert Flüchtlinge vom Mindestlohn auszunehmen, also sie zum Lohndrücker zu machen, dann bereitet sie den Weg für jene die uns Faschismus als sozial verkaufen wollen. Als Gewerkschafter ist es unsere Aufgabe nicht den Lohndrücker sondern die Lohndrückerei zu bekämpfen. Das unterscheidet unsere Forderungen von denen der Nazis. Wir müssen also nicht nur aufzeigen dass es keine soziale Gerechtigkeit unter rechten Vorzeichen geben kann. Genauso müssen wir ein soziales Klima schaffen indem ArbeitnehmerInnen sich nicht gegeneinander ausgespielt fühlen.
Aber ich schweife ab - Sei uns dieser Platz eine Erinnerung:
Soziale Forderungen nutzen die Nazis genauso lange, wie sie davon abhängig sind
Wer diese dann noch formuliert muss um sein Leben fürchten
Gewerkschafter sein heißt Antifaschist sein